Einfache Sprache: Vorteil im Marketing?

Ein Mann betrachtet einen Computerbildschirm mit einfacher Sprache

Wer erfolgreich verkaufen will, sollte die Sprache seiner Kunden sprechen. Die Zielgruppe bestimmt im Marketing die Tonalität und das Sprachlevel. Verständliche Formulierungen sind Pflicht, denn die Betrachter eines Textes entscheiden schon in den ersten drei Sekunden, ob sie ihn als lesenswert empfinden – oder eben nicht. Das Erfolgsrezept für zufriedene Kunden kann dabei ganz simpel sein: das Verwenden von „Einfacher Sprache“.

Was ist Einfache Sprache?

Die Einfache Sprache greift die Idee des „Hamburger Verständlichkeitskonzeptes“ auf, das schon in den 1970er-Jahren Einfachheit, Gliederung, Kürze und Prägnanz als Basis für verständliches Schreiben definierte. Kreativität und das Erzählen einer anregenden Geschichte (Storytelling) verleihen dem Geschriebenen die nötige Würze, ob im Marketing, in den Sozialen Medien oder auch in Reden.

Eine Frau zeigt an der Tafel Wörter in einfacher Sprache

Für die Einfache Sprache existiert allerdings kein maßgebendes Regelwerk. Sie unterscheidet sie sich damit von der „Leichten Sprache“, die Menschen mit Leseschwierigkeiten im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention das Teilhaben an politischen und gesellschaftlichen Themen ermöglichen soll.

Mehr zur Leichten Sprache weiter unten.

Der „Spaß am Lesen Verlag“ brachte im Jahr 2009 mit der „Klar und Deutlich“ die erste Zeitung in Einfacher Sprache in Deutschland heraus. Seit 2016 sendet der Deutschlandfunk zudem einmal pro Woche Nachrichten in ähnlichem Stil.

Warum Einfache Sprache verwenden?

Online-Texte auf Webseiten und in Social-Media-Kanälen erfordern einen zeitgemäßen Zugang zur geschriebenen Sprache, weil die Aufmerksamkeit beim Lesen generell abgenommen hat. Es ist am Bildschirm einfach schwieriger, die Konzentration lange hochzuhalten.

Die vereinfachte Sprache erleichtert hier als abgespeckte Variante der Standardsprache die Wahrnehmung und das Verständnis. Alle Sätze sollen spätestens nach 15 Wörtern enden, weniger Kommas enthalten und auf umschweifende Beschreibungen, Metaphern oder Fremdwörter möglichst verzichten. Nebensätze sind nicht verboten, aber auch nicht besonders gerne gesehen.

So wird's gemacht!

Anstelle eines konkreten Regelwerks empfehlen sich für die Einfache Sprache sinnvolle Leitfäden, die mit Blick auf die Leser empathisch anzuwenden sind. Zum Beispiel:

  • Einfacher und logischer Satzbau
  • Nur ein konkreter Gedanke pro Satz
  • Hauptsächlich deutsche Begriffe
  • Kein Fach-Chinesisch
  • Allgemein bekannte, eindeutige Wörter
  • Keine Metaphern, Ironie, Redewendungen
  • Satzlänge: 10 bis 15 Wörter
  • Arabische Zahlen verwenden (auch 1-12)
  • Keine Abkürzungen
  • Schreiben im Aktiv statt im Passiv
  • Mehr Verben, weniger Nomen
  • Gliedern mit Absätzen und Überschriften

Schlüssel zum Marketingerfolg: Kommunikation

Nicht wenige Marketer reden an ihrer Zielgruppe vorbei, weil sie zu kompliziert formulieren, obwohl es doch ganz einfach geht. Darunter leiden sowohl das Image als auch das Geschäft an sich. Dabei sollte doch klar sein, dass Werbung nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie von den Lesern auch verstanden wird.

Immer mehr Webseiten oder Flyer werden deshalb von Anbietern in verständlicherer Sprache gestaltet. Hauptsache, die Markenbotschaft kommt leicht erkennbar bei den Nutzern an. Bausteine für den Erfolg sind Empathie und Kommunikation auf derselben Stufe. Die Autoren sollten sich stets hinterfragen: Wie vermittele ich mein Wissen kompakt, wie erkläre ich ohne unnötigen Schnick-Schnack, und welcher Ton ist angebracht?

Behörden, Banken oder Versicherungen sollten grundsätzlich erwägen, einfacher zu kommunizieren. Bei einer Werbeaktion für eine konkrete Zielgruppe wie zum Beispiel Lehrer kann aber eher darauf verzichtet werden.

Das haben wir davon: Vorteile im Marketing

  • Sparen von Zeit und Geld – weil sich aufgrund von Leserfreundlichkeit keine Folgefragen ergeben
  • Transparenz und Glaubwürdigkeit – weil man sich von Unternehmen mit schwer verständlicher Kommunikation abhebt
  • Zufriedene Kunden – weil die bessere Leseverständlichkeit schnellere Entscheidungen erlaubt
  • Gute Position in Suchmaschinen – weil die Ansprache die normalen Suchanfragen vieler User direkt trifft
  • Mehr Anfragen und Bestellungen – weil Handlungsaufforderungen klar erkennbar sind

Leichte Sprache

Zum Vergleich: Die Leichte Sprache zeichnet sich vor allem durch noch kürzere Hauptsätze, größere Schrift, Bebilderung und klare Formatierung mit vielen Absätzen aus. Sie folgt Regeln, eine gesetzliche Verbindlichkeit zur Nutzung besteht jedoch nicht. Deutsche Behörden sind allerdings verpflichtet, Personen mit Schwierigkeiten mit der komplexen Sprache wichtige Informationen auch in Leichter Sprache anzubieten. Ein schönes Beispiel dafür ist die Webseite des Deutschen Bundestages.

Screenshot Leichte Sprache Webseite Bundestag

„Ändere Deine Sprache und Du änderst Deine Gedanken.“

― Karl Albrecht

Fazit

Die Einfache Sprache kann vielen Menschen das Lesen von Texten und Erfassen von Informationen erleichtern, natürlich nicht nur im Marketing. Kritiker führen dagegen auf, dass Nachrichten durch bewusste Kürzungen manipulativ wirken oder dass eine vereinfachte Sprache an Kindersprache erinnert, wie die Nachrichten für die Jüngeren in der ZDF-Sendung „logo!“.

Wie seht Ihr das? Ist die vereinfachte Sprachvariante im Marketing gut aufgehoben oder sollte sogar noch ein Schritt weiter mit der Leichten Sprache gegangen werden? Oder soll bitteschön alles beim alten mit der Standardsprache bleiben, die doch gar nicht so schwer zu verstehen ist?

Wir freuen uns auf Eure Kommentare!

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